Jahreslosung 2007: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf – erkennt ihr´s denn nicht? (Jesaja 43, 19a)
Was hätten sie denn an Neuem erkennen sollen, die Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft? Gefangen von einem übermächtigen Gegner, keine Rettung in Sicht, Jerusalem und der Tempel zerstört, kein Gott, der das verhindert und sie beschützt hat. War ihr bisheriger Glaube an Jahwe nur Lug und Trug, mussten sie nun die babylonischen Götter verehren, ja Babylonier werden?
Aber inmitten dieser finstersten Stunde, als die Existenz des Volkes auf dem Spiel steht, wächst auch das Rettende, das Neue, wächst etwas, was nur aus diesem Nährboden heraus wachsen kann und ohne die Herausforderung der Gefangenschaft und ihrer Glaubenskrise nie entstanden wäre: Propheten, Schriftkundige, fromme Menschen beleben den Glauben an Jahwe neu, sehen sich genötigt, ihn und seine Überlieferung in den Erzählungen der Väter und den Worten der Propheten schriftlich fest zu halten und zu einem Buch zusammen zu stellen. So entsteht, was wir heute das Alte Testament nennen und die Juden ihre Bibel. Und es wächst in dieser Zeit das Wissen, dass Gott nicht an Israel, nicht an den Tempel und das Allerheiligste dort gebunden ist, sondern überall bei den Seinen sein kann, an allen Orten der Welt – ein Wissen, das später in den Jahrhunderten der Zerstreuung so überlebenswichtig war. So wuchs das Rettende gerade in der Zeit dunkelster Nacht.
Auch wir haben in der Geschichte unseres Volkes dunkle Epochen durchgemacht – das Dritte Reich, den Zusammenbruch 1945, die totalitäre DDR. Und oft war in diesen Zeiten Rettendes, Helfendes nicht auszumachen. Im Nachhinein sind wir immer klüger. Aber hätten wir vor 20 Jahren etwas gesehen, was in der Lage gewesen wäre, die SED-Diktatur zu stürzen? Hätten wir den Friedensgebeten kleiner christlicher Gruppen, die doch bestenfalls belächelt wurden, diese Sprengkraft zugetraut?
So ist das: Das Neue keimt immer zuerst ganz klein auf, es ist zunächst wie ein winziges Samenkorn, wie sich Jesus mehrmals ausdrückt, es kommt nicht gleich als für alle sichtbarer Urwaldriese zu uns. Und das heißt auch: Gott kann alle und will gerade die finstersten Lagen benutzen, um – zunächst für uns unbemerkt – Neues wachsen zu lassen. Gott kam in der Weihnacht ganz unscheinbar als Baby in einer Futterkrippe. So kommt er auch noch heute, auch im Jahr 2007.
Und es heißt nicht zuletzt: Auch im neuen Jahr zu unserem Glauben stehen und uns als Christen nicht verstecken. Neues konnte im babylonischen Exil wachsen durch eine Neubesinnung auf den Glauben und nicht durch die Anpassung an die Götter der Zeit; Neues konnte in der Wendezeit der DDR wachsen, weil eine kleine, aber mutige Minderheit sich auf ihren christlichen Glauben besann und nicht der herrschenden Ideologie anpasste, und Neues kann auch 2007 aufwachsen, wo wir zu unserem Glauben stehen und ihm - und das heißt Gott – die Kraft der Veränderung, die Kraft zu neuen und besseren Wegen zutrauen.
Diesen Glauben wünsche ich uns allen für das angebrochene Jahr und in diesem Sinne uns allen ein gesegnetes 2007!
Im Januar 2007
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